Sr. Balda Erhart (1914-2002)

Nach Kriegsende brachte Sr. Balda die Urne von Franz Jägerstätter aus Brandenburg nach Vöcklabruck – verborgen in einer schwarzen Tasche. Mit dieser stillen Geste bewahrten die Schwestern von Vöcklabruck das Andenken an den Märtyer und zeigten: Mut muss nicht laut sein.

Die Schwestern von Vöcklabruck führten während des 2. Weltkrieges in Brandenburg ein Krankenhaus des Caritasverbandes. Ein Priester, der Franz Jägerstätter im Gefängnis begegnet war, sprach am Tag seiner Hinrichtung zu den Schwestern von dessen Standhaftigkeit. Jägerstätter verweigerte den Wehrdienst aus Glaubensgründen. Mit großer Wertschätzung schilderte der Priester sein Zeugnis und betonte seine Heiligkeit.

„Ich kann euch nur gratulieren zu diesem Landsmann, er hat als Heiliger gelebt und ist als Heiliger gestorben.”

Ein Gefängniswärter hatte ein Kind im Krankenhaus der Schwestern. Er versprach den Schwestern, dass Jägerstätter allein eingeäschert werden würde und nicht wie üblich mit anderen zusammen. Die Schwestern suchten regelmäßig den Ort seiner Beisetzung auf und kümmerten sich um das Grab. Nach dem Krieg durften die Familien der Hingerichteten die Urnen zurückerhalten. Die Schwestern versprachen Franz Jägerstätters Ehefrau, Franziska, die Urne auf ihrer nächsten Reise nach Vöcklabruck zurück nach St. Radegund zu bringen. Bei der ersten Fahrt nach Kriegsende nach Vöcklabruck brachte Sr. Balda die Urne mit. Sie hielt die Urne sicher in einer schwarzen Tasche versteckt. Die Reise führte sie durch russisches und amerikanisches Besatzungsgebiet. Vom Mutterhaus der Schwestern in Vöcklabruck holte der Pfarrer von St. Radegund die Urne ab und brachte sie auf dem Motorrad nach Hause.

Der Mut Jägerstätters inspirierte die Schwestern, und ihr stiller Mut bewahrte sein Andenken. Mut ist nicht immer laut. Es sind ebenso die kleinen, stillen Gesten des Alltags, die Geschichte mitbestimmen.

Brachte die Urne Franz Jägerstätters in einer scharzen Tasche versteckt zurück nach Vöcklabruck: Sr. Balda Erhart

Brachte die Urne Franz Jägerstätters in einer scharzen Tasche versteckt zurück nach Vöcklabruck: Sr. Balda Erhart.

Franz Jägerstätter (1907–1943), Bauer aus St. Radegund, verweigerte aus tiefem Glauben den Wehrdienst im Nationalsozialismus. Trotz Druck von Familie, Kirche und Behörden blieb er standhaft und wurde am 9. August 1943 in Brandenburg hingerichtet. 2007 wurde er im Linzer Mariendom seliggesprochen – als Märtyrer und Vorbild für Gewissensfreiheit und Frieden.

Foto (c) Diözese Linz / Maria Dammer-Jaegerstaetter

Jägerstätter, © Dioezese_Linz_Maria_Dammer-Jaegerstaetter