Sr. Liliosa Fasching (1907-2005)
Im Jahr 1933, als Sr. Liliosa gerade erst 26 Jahre alt war, wurde sie mit vier Mitschwestern nach Jerusalem entsandt, um im Österreichischen Hospiz an der Via Dolorosa die Betreuung der Pilger zu übernehmen. Sie blieb dort mehr als fünf Jahrzehnte – trotz Krieg, Attentaten und politischer Umbrüche. Ihre Standhaftigkeit sicherte das österreichische Hospiz und macht ihr Leben zu einem Zeugnis von Mut und Beharrlichkeit.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 wurde das Hospiz von den britischen Behörden beschlagnahmt und als Internierungslager, Offiziersschule und Polizeistation genutzt. Die Schwestern durften im Haus bleiben, wurden aber in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. 1948 übernahm die jordanische Regierung das Gebäude und richtete ein Spital ein, in dem Schwester Liliosa gelegentlich Pflegedienste übernahm.
Am 20. Juli 1951 war sie Zeugin, als König Abdullah I. von Jordanien nach einem Attentat in das Hospiz gebracht wurde und dort starb. Während des Sechstagekrieges 1967 schlug eine Granate in den Hospizgarten ein, während Schwester Liliosa die Hühner fütterte. Sie ließ sich davon nicht verschrecken, blieb trotzdem weiterhin vor Ort und sicherte Kapelle, Schwesternhaus und den Besitz des Hospizes.
52 Jahre lang, bis 1985 hielt Schwester Liliosa die Stellung in Jerusalem. Ihre Anwesenheit war entscheidend für die Wahrung der österreichischen Besitzansprüche. Nach der Schließung des Spitals durch die israelischen Behörden und der Rückgabe des österreichischen Hospizes an die Erzdiözese Wien kehrte sie nach Vöcklabruck zurück.
Schwester Liliosa verstarb 2005 im 98. Lebensjahr. Ihr Leben verkörpert Beharrlichkeit und Mut – in einem Land und zu einer Zeit, die von politischen und militärischen Konflikten und tiefgreifenden Umbrüchen geprägt war.






Fotos © Archiv der Franziskanerinnen von Vöcklabruck:
Reihe oben:
Links: Sr. Liliosa Fasching
Mitte: Sr. Liliosa mit den Hühnern im Garten des Hospiz
Rechts: Die Schwestern an den Ruinen des Omayaden-Palastes (Jänner 1963): Sr. Liliosa, Sr. Seraphia, Sr. Basilissa, Sr. Gerfrieda
Reihe unten:
Links: Die Schwestern, die 1933 nach Jerusalem ausreisten, mit Generaloberin Mutter Angelika Aigner
Sr. Liliosa Fasching, Sr. Basilissa Mayrhuber, Sr. Gerfrieda Saxenhuber, Mutter Angelika Aigner, Sr. Gottburga Friedl, Sr. Seraphia Bernroider
Mitte: Die Schwestern mit Gästen auf der Dachterrasse des Hospiz (02.04.1962):
Sr. Liliosa, Sr. Basilissa, Sr. Gerfrieda, Sr. Seraphia
Rechts: Verleihung der goldenen Verdienstmedaille um Verdienste für das Land Österreich an die vier Schwestern in Jerusalem durch den Österreichischen Botschafter (28.06.1964)
