130 Jahre ORG Vöcklabruck: Drei Schülerinnen-Generationen erzählen

Es war die Private Lehrerinnenbildungsanstalt, die 1894 als erste Oberstufenschule des Bezirks Vöcklabruck zur Ausbildung von Lehrerinnen ihre Pforten öffnete. 1967 wurde im Gebäude das musisch-pädagogische Gymnasium eröffnet, aus dem später das Oberstufenrealgymnasium (ORG) mit einem musischen und einem naturwissenschaftlichen Zweig entstand. Im Jahr 2021 kam der Kommunikationszweig hinzu. Wie hat sich das Schulleben im Laufe der Zeit verändert? Drei Schülerinnen-Generationen erzählen.

Regina Stadler mit ihrer M;utter Friederike bei der Maturafeier


Meine Zeit im Pädagogium: 1959 – 1964

Friederike Stadler, geb. Jodl

Nach der Hauptschule im Internat der Brucknerschule in Linz wechselte ich ins Pädagogium in Vöcklabruck – eine ziemliche Umstellung für mich: keine Trennung mehr zwischen Schule und (dem kleinen!) Internat, kein Studierzimmer mit gemütlichen Sitzgruppen, in denen man sich gegenüber saß …

Hier befand ich mich in einem riesigen Gebäude, in dem das Klassenzimmer nicht nur Unterrichtsraum, sondern zugleich Aufenthaltsraum für den gesamten Jahrgang war. Auch in unserer Freizeit saßen wir an unseren Schulbänken – das kleine Tischchen hinten hätte ohnehin nicht für alle Platz geboten. In unserem Jahrgang gab es nur eine einzige externe Schülerin.

Das Internat, in dem sicher 150 Mädchen untergebracht waren, wurde von einer Schwester geleitet, die sich hauptsächlich um organisatorische Belange kümmerte, jedoch keine direkte Ansprechperson für uns war. Stattdessen übernahmen die Klassenvorstände diese Rolle. Somit gab es auch hier keine Trennung zwischen Schule und Internat. Immerhin war unser Klassenvorstand – trotz seines Alters und zunehmender Demenz – uns gegenüber sehr engagiert und nahm sich auch persönlich unserer Anliegen an.

Wir gehörten zu den letzten Jahrgängen der klassischen Lehrerinnenbildungsanstalt, bevor das System umgestellt wurde. Unsere Lehrerinnen waren durchwegs recht alt und teils ziemlich schrullig – ein echtes Auslaufmodell. Aber so war es eben, und ich habe diese Zeit letztlich ganz gut überstanden.

Meine Zeit im ORG: 1982 – 1986

Regina Reiss, geb. Stadler

Meine Entscheidung, das ORG in Vöcklabruck als Internatsschülerin zu besuchen, war vermutlich eher der Lektüre sämtlicher Hanni und Nanni-Bücher als den Erfahrungen meiner Mutter geschuldet.

Im ersten Jahr lebten wir in Vier-, Fünf- oder Sechsbettzimmern, ab der 6.Klasse residierten wir dann zu zweit in recht gemütlichen und komfortablen Zimmern. Im Gegensatz zur Schulzeit meiner Mutter waren bei uns Schule und Internat strikt voneinander getrennt.

Die wenigen geistlichen sowie die weltlichen Lehrenden waren sehr fähig, offen und engagiert. Von allen haben wir viel gelernt und eine umfassende, gute Bildungsgrundlage erhalten.

Unsere Klassenvorständin, Schwester Bonaventura, weckte in mir die Begeisterung für Musik und Kultur – unter anderem durch mehrtägige Exkursionen nach Wien und Kärnten mit Besuchen von Ausgrabungsstätten sowie Opern- und Konzertfahrten ins Festspielhaus Salzburg.

Die Atmosphäre in der Schule und im Internat empfand ich als sehr heimelig. Es gab eine Teeküche für uns Mädels, und Schwester Margrets Tür stand immer offen. Sie hatte stets ein offenes Ohr für unsere Anliegen, die wir oft bei einer Tasse Tee besprachen. Auch an unsere abendlichen Besuche bei Pfortenschwester Landrada erinnere ich mich gerne.

Mein Fazit aus vier Jahren Schule und Internat bei den Franziskanerinnen ist durchwegs positiv. Umso mehr freute es mich, als auch unsere Tochter nach der Hauptschule das ORG in Vöcklabruck wählte.

 

Iris Reiß

Meine Zeit im ORG: 2003 – 2007

Iris Reiß

2003 wechselte ich von der Hauptschule in Mondsee ans ORG in Vöcklabruck. Der Hauptgrund für meine Entscheidung war wohl, dass niemand aus meiner alten Schule – in der ich mich nicht immer wohlgefühlt hatte – ebenfalls dorthin ging. Das bot mir die Möglichkeit eines kleinen Neustarts.

Das Internat existierte nicht mehr, weshalb ich täglich mehr als zwei Stunden im Bus verbrachte. Zu Beginn meiner ORG-Laufbahn wurde der Zubau im Hof errichtet. Dadurch verlängerten sich die Wege innerhalb der Schule, insbesondere zu den Musikzimmern, die sich im alten Gebäude unterm Dach befanden.

Es gab zwei Schwerpunkte: den Musikzweig, den ich besuchte, und den naturwissenschaftlichen Zweig. Pro Jahrgang gab es zwei Klassen. Inzwischen wurden auch Buben am ORG unterrichtet, doch der Großteil der Schüler:innen war weiterhin weiblich. Die Mädchen des musischen Zweigs waren in den A-Klassen zusammengefasst, während die B-Klassen gemischt waren – sowohl in Bezug auf Geschlecht als auch auf den gewählten Schwerpunkt und die Religion.

Unsere Klassenvorständin war sehr engagiert, und wir konnten uns mit jeder Sorge an sie wenden – was auch auf die meisten unserer Lehrer:innen zutraf. Soweit ich mich erinnere, gehörten zu meiner Zeit nur noch ein bis zwei Schwestern zum Lehrkörper. Die Klassenvorständin meiner Mutter, Schwester Bonaventura, war damals als Sekretärin der Direktorin tätig.

Ich blicke auf meine Schulzeit im ORG mit sehr positiven Erinnerungen zurück. Ich hatte das Gefühl, mich in einem sicheren Umfeld ausprobieren und entfalten zu können – der ideale Platz für meinen Neustart.

Vertrauen. Mut. Zukunft. Jubiläumsjahr 2025

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