Mutige, zielstrebige Pionierin

Wie präsent war und ist Sr. Franziska Wimmer in der Ordensgemeinschaft im Wandel der Zeit? Wie schätzen die Schwestern sie ein – und was bedeutet sie ihnen? Ein Gespräch zwischen vier Schwestern aus drei Generationen.

Die Mitgründerin im Bewusstsein der Schwestern

„Als ich 1961 in den Orden eintrat, war Sr. Franziska Wimmer kein Thema – ich wusste nichts über sie“, erzählt Sr. Pauline. „Für mich war sie einfach die erste Ordensschwester. Dass sie auch Mitgründerin war, rückte erst viel später in den Fokus. Sebastian Schwarz war für uns damals der Stifter …“

„… der hochselige Stifter!“, lacht Sr. Teresa. Erst Sr. Johanna Pobitzer habe im Jahr 2000 in ihrem Buch über Sebastian Schwarz herausgearbeitet, dass Sebastian Schwarz nicht nur als frommer Stifter des Instituts, sondern durchaus als Gründer der Ordensgemeinschaft bezeichnet werden kann. Mit dieser Publikation sei auch Sr. Franziska Wimmer als Mitgründerin präsenter geworden. Ihre Beschreibung der Anfänge der Schulschwestern, in der sich viele persönliche Gedanken und Reflexionen finden, – ursprünglich ein dünnes Heft in gotischer Schrift – wurde zum 185. Geburtstag von Sr. Franziska Wimmer im Dezember 2009 transkribiert und so allen Schwestern zugänglich gemacht. „Dadurch ist uns Sr. Franziska Wimmer vertrauter geworden – ebenso durch den Austausch mit den Grazer Schulschwestern. So ist unsere gemeinsame Geschichte stärker in unser Bewusstsein gerückt. Heute arbeiten wir in der Ausbildung die Geschichte von Sr. Franziska mit den jungen Schwestern durch“, sagt Sr. Teresa. „Und
unserer gemeinsamer Spaziergang mit den Grazer Franziskanerinnen auf den Spuren von Franziska Wimmer durch Graz hat einen fixen Platz in der Ordensausbildung. Das macht uns unsere gemeinsamen Wurzeln bewusst!“

Für Sr. Julia, die im Jahr 2011 ihre erste zeitliche Profess feierte, war Sr. Franziska Wimmer als Mitgründerin der Ordensgemeinschaft immer präsent. „Wir feierten 2009 den 200. Geburtstag von Sebastian Schwarz. Zum 130. Todestag von Sr. Franziska im Jahr 2016 haben wir eine Gedenkstele errichten lassen.“

Die Biografie

„Ich bin so dankbar für dieses Buch – es liest sich manchmal wie ein Krimi!“, sagt Sr. Teresa. „Obwohl wir über ihre Kindheit nur wenig wissen – es war spannend zu lesen, wie es gewesen sein könnte! Besonders berührt hat mich, dass sie ihr Noviziat unterbrechen musste. Sie gab nicht auf, obwohl sie schwer erkrankte und obwohl sie ihre Mutter bis zu deren Tod pflegte. Dieses Festhalten an ihrem Weg zeugt von unglaublichem Mut und Stärke!“

„Es war eine glückliche Fügung, dass sie ihre Mutter pflegen konnte – das bedeutete ihr viel, da sie als Kind nicht bei ihrer Familie sein konnte“, meint Sr. Angelika. „Mit tiefem Glauben und großem Gottvertrauen hat sie ihren Lebensweg gewählt, um für Gott und die Menschen da zu sein – obwohl das Leben für sie oft hart war. Doch es war ihr nie zu viel!“

„Mich hat besonders beeindruckt, dass sie den Mut hatte, nach Ebensee zu gehen und später nach Schärding“, sagt Sr. Pauline. „Und dass sie erst die Oberin um Erlaubnis bitten wollte, bevor sie ihr erstes Foto machen ließ! Da wurde mir erst bewusst, dass es nur ganz wenige Fotos von ihr gibt.“

Bedeutung der Mitgründerin in der Gegenwart

„Sie konnte bei ihrer Profess noch nicht wissen, was sie erwartete. Doch sie war flexibel und konnte sich auf neue Situationen einstellen. Sie hatte stets den Blick: Was ist jetzt notwendig? Diesen Blick müssen auch wir bewahren – und das erfordert Mut“, ist Sr. Pauline überzeugt.

„Ich glaube, sie hatte eine innere Gewissheit über ihren Auftrag und das Vertrauen, dass Gott sie führen würde – auch in schwierigen Zeiten“, sagt Sr. Julia. „Zugleich konnte sie auf Menschen zählen, denen sie vertraute und die sie unterstützten.“

„Sie war sicher, dass Gott sie nicht allein lässt. Und sie hatte den Mut, Neues anzupacken – eine Haltung, die sie auch weitergab“, ergänzt Sr. Teresa. „Sie war auf die Zukunft bedacht. Das können und müssen wir uns mitnehmen!“
„Sie wollte den Kindern Herzensbildung vermitteln“, fährt sie fort. „Kinderbewahranstalten waren damals nicht überall gern gesehen – auch nicht vonseiten der Kirche. Doch Sr. Franziska hielt unbeirrt daran fest …“

„… und damit war sie eine Pionierin!“, betont Sr. Angelika. „Sie war stark, mutig und zielstrebig. Keine Mühe war ihr zu groß – sie ließ sich weder von ihren Zielen noch von ihrer Berufung abbringen, selbst wenn es schwierig wurde!“

 

v.l. Generaloberin Sr. Angelika Garstenauer, geb. 1960, Profess 1983, Generalvikarin Sr. Teresa Hametner, geb. 1961, Profess 1986, Sr. Pauline Atzelsberger, geb. 1941, Profess 1961 und Sr. Julia Gold, geb. 1983, Profess 2011

v.l. Generaloberin Sr. Angelika Garstenauer, geb. 1960, Profess 1983, Generalvikarin Sr. Teresa Hametner, geb. 1961, Profess 1986, Sr. Pauline Atzelsberger, geb. 1941, Profess 1961 und Sr. Julia Gold, geb. 1983, Profess 2011

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