Sr. Franziska Buttinger: „Ich habe gern mit Menschen zu tun!“

Seit 55 Jahren steht Sr. Franziska Buttinger im Dienst der Menschen – zuerst in der Pflege, dann in der Ausbildung des Krankenpflegepersonals und seit zwanzig Jahren als Geschäftsführerin und stellvertretende Verwaltungsleiterin am Klinikum Wels-Grieskirchen. Im Gespräch mit dem FranziskanerinnenMagazin blickt sie auf ihr erfülltes Berufsleben zurück.

 

„Als ich 1970 ins Krankenhaus Braunau kam, waren dort 72 geistliche Schwestern tätig. Ich war damals noch zu jung für die Krankenpflegeschule und habe in der Krankenhausküche zu arbeiten begonnen. Es war eine schöne Zeit! Die Küchenchefin meinte, falls ich die Aufnahmeprüfung für die Krankenpflegeschule nicht bestehen sollte, würde sie mich gern behalten – so konnte ich völlig entspannt zur Prüfung antreten.“

Die Ausbildung absolvierte Sr. Franziska mit Erfolg und begann danach ihre Tätigkeit auf der Sonderklasse-Station der Inneren Medizin. „Nach zwei Jahren bat man mich, zu unterrichten. Also besuchte ich die Akademie für Fortbildung in der höheren Krankenpflege in Mödling, absolvierte Praktika in verschiedenen Krankenhäusern und begann anschließend, an der Krankenpflegeschule in Braunau zu unterrichten.”

Eintritt in den Orden mit 29 Jahren

1983 folgte ein Schritt, der viele überraschte: Im Alter von 29 Jahren trat Gertraud Buttinger in den Orden ein und wurde Sr. Franziska. „Meine Schülerinnen und Schüler konnten es kaum glauben! Doch als sie mich in Vöcklabruck besuchten, sahen sie, dass es mir gut ging.“

Nach zwei Jahren Ordensausbildung kehrte Sr. Franziska nach Braunau zurück und unterrichtete weiterhin an der Krankenpflegeschule. 1993 musste sie unerwartet die Schulleitung übernehmen, da die damalige Direktorin akut erkrankte. Diese Funktion hatte sie bis 2005 inne, als sie nach Grieskirchen versetzt wurde.

Franziskanische Werte in der modernen Krankenhausleitung

„Als ich in Braunau begann, waren alle Stationsleitungen mit geistlichen Schwestern besetzt – mit Ausnahme der Gynäkologie. In Grieskirchen arbeiteten 1976 noch 53 geistliche Schwestern, heute leben wir hier in Grieskirchen zu acht im Konvent, vier von uns sind im Krankenhaus tätig”, erzählt Sr. Franziska.

 

Doch auch ohne geistliche Stationsleiterinnen werden franziskanische Werte weitergetragen. „In Grieskirchen wie auch in Wels gibt es heute keine geistlichen Stationsleiterinnen mehr, aber hoch qualifizierte Fachkräfte, die in unserem Sinne arbeiten wollen und können. Es ist uns wichtig, unsere Werte zu vermitteln – und wir stoßen auf offene Ohren. Unsere weltlichen Kolleginnen und Kollegen tragen diese Werte mit und erfüllen gemeinsam mit uns den Sendungsauftrag. Angehörige anderer Glaubensrichtungen sind da nicht ausgeschlossen. Aber sie müssen mit einem geistlichen Haus zusammenarbeiten und unsere Werte mittragen wollen!“

Neue Mitarbeitende werden gezielt in die franziskanische Grundhaltung eingeführt, unter anderem durch Einführungsveranstaltungen mit den Schwestern.

 

Generationenwechsel: Verständnis und Verantwortung

Wie geht die fast 71-Jährige mit der jungen Generation und ihrer Einstellung zur Arbeit um? „Ich sage immer: ‚Nimm die Menschen, wie sie sind – andere gibt es nicht!‘ Wer sich für einen Sozialberuf entscheidet, muss bereit sein, die eigenen Bedürfnisse manchmal hintanzustellen. Natürlich haben unsere Mitarbeitenden Rechte – auf Freizeit, flexible Dienstpläne und faire Arbeitsbedingungen. Doch Verantwortung und Herausforderungen sind etwas Positives, das vermitteln wir auch. Ich mag die jungen Menschen und kenne viele unserer Mitarbeitenden persönlich. Ich habe einfach gern mit Menschen zu tun!“

Mit Christus an der Seite der kranken und alten Menschen – seit 1870

Auch wenn sich die Ordensgemeinschaft der Franziskanerinnen von Vöcklabruck bis zur Jahrtausendwende als „Schulschwestern“ bezeichnete, ist neben dem Engagement für Kinder und Jugendliche durch Bildung und Erziehung auch das Engagement für kranke, alte und arme Menschen im Fokus der Ordensgemeinschaft und auch im Gründungsauftrag festgeschrieben. Das erste Krankenhaus, in dem sich die damaligen „Schulschwestern“ engagierten, war das Krankenhaus in Vöcklabruck (ab 1870). Ab 1880 arbeiteten auch Schwestern im Krankenhaus Schärding, ab 1899 im Krankenhaus Braunau und seit 1912 in Grieskirchen.

Das Krankenhaus St. Josef in Braunau erwarben die Franziskanerinnen von Vöcklabruck am 19. März 1935, dem „Josefitag“, von der Stadtgemeinde, um diese finanziell zu entlasten. Seit 2021 bündeln das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried und das Krankenhaus St. Josef Braunau ihre Kompetenzen und Ressourcen in der „Ordensklinikum Innviertel GmbH“ für eine qualitativ hochwertige, wohnortnahe Gesundheitsversorgung im Innviertel.

Im Krankenhaus Grieskirchen ist die Ordensgemeinschaft seit1912 aktiv, 1952 hat sie das Krankenhaus erworben. Im Jahr 2008 legten die Kreuzschwestern und die Franziskanerinnen von Vöcklabruck ihre Krankenhäuser in Wels und Grieskirchen zum „Klinikum Wels-Grieskirchen“ zusammen.

Bereits seit 1884 engagieren sich die Franziskanerinnen von Vöcklabruck im Alten- und Pflegeheim in Maria Schmolln – bald sind weitere Einrichtungen im Pflegebereich dazugekommen.

Die operativen Geschäfte der Krankenhäuser, Seniorenhäuser sowie zahlreicher Dienstleistungsbetriebe in deren Umfeld obliegen der FraGes Holding GmbH (vormals „TAU Holding GmbH“) – diese ist im 100%igem Eigentum des Ordens.

 

Lesen Sie dazu auch das Interview mit Sr. Walburga Achleitner, langjährige stv. Leiterin des FraDomo Vöcklabruck!

Sr. Walburga Achleitner
Sr. Franziska Buttinger

Sr. Franziska Buttinger ist seit 2005 Geschäftsführerin und stv. Verwaltungsleiterin Klinikum Wels-Grieskirchen

Schwesternschülerin Getraud Buttinger 1974 beim Nachtdienst.

Schwesternschülerin Getraud Buttinger 1974 beim Nachtdienst.

... und 1983 mit Kolleginnen am letzten Tag vor ihrem Eintritt in den Orden: v.l. sitzend: Sr. Edilburg Mathy - Schuloberin, Sr. Veronika - Schülerin, Sr. Maria Höllwirth - Stationsschwester auf der Kinderstation; stehend Sr. Regina Blaßnig - Stationsschwester Geburtshilfe, Gertraud Buttinger und Christine Gaisböck - Lehrschwestern, Sr. Gisela Wiesinger - Leiterin Operationssaal

… und 1983 mit Kolleginnen am letzten Tag vor ihrem Eintritt in den Orden:

v.l. sitzend: Sr. Edilburg Mathy – Schuloberin, Sr. Veronika – Schülerin, Sr. Maria Höllwirth – Stationsschwester auf der Kinderstation; stehend Sr. Regina Blaßnig – Stationsschwester Geburtshilfe, Gertraud Buttinger und Christine Gaisböck – Lehrschwestern, Sr. Gisela Wiesinger – Leiterin Operationssaal

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