Eine seltsame Zeit ist das…
Natürlich habe ich vom Ausbruch von Covid-19 in China gelesen, natürlich haben mir die Menschen leidgetan, natürlich habe ich für sie gebetet.
Aber, dass auch ich, dass auch wir im Mutterhaus davon betroffen sein könnten, damit hätte ich nie gerechnet.
So hat sich binnen weniger Tage unser aller Leben stark verändert:
Ich habe eine leise Ahnung davon bekommen, was es heißt, dass der Radius, in dem ich mich bewegen darf, stark eingegrenzt ist. Wie selbstverständlich ist mir doch meine Bewegungsfreiheit immer gewesen. Jetzt freue ich mich sehr über unseren wunderschönen Garten und gehe hinaus, wann immer es mir möglich ist.
Eine weitere Selbstverständlichkeit war die gemeinsame Eucharistiefeier im Haus. Selbstverständlich, dass ein Priester zu uns kommt, selbstverständlich, dass Sr. Evelyn die musikalische Gestaltung macht. Selbstverständlich, dass wir als Gemeinschaft gemeinsam in einem Raum – in unserer Mutterhauskapelle – feiern.
Nichts ist da mehr selbstverständlich! Wir alle waren und sind herausgefordert uns eine digitale Gottesdienstgemeinschaft zu suchen.
In den ersten Tagen des Nicht-mehr-gemeinsam-Feierns hörte man dort und da die Frage: „Wo bist denn du bei der Messe?“ Die Antworten waren vielfältig: beim Papst, in Köln, in Fulda, in Salzburg, bei den Lorettos, in Heiligenkreuz, in Kenia…
… und plötzlich wurde darüber gesprochen, was man in der Predigt gehört hatte und wie die Gottesdienstgestaltung war.
Der Austausch hat sich trotz Distanz intensiviert. Das ist schön und bereichernd. Ich glaube, ich möchte es nicht mehr missen.
Ich mach mir im Normalfall nicht sehr oft einen Tagesplan. Natürlich gibt es ein Grundgerüst: aufstehen, beten, frühstücken, Unterricht, putzen usw.
Aber ich habe gemerkt, dass ich mir selbst fixe Zeiten verordnen und damit dem Tag eine Form geben muss. Das tut mir sehr gut. Ich halte die Struktur und die Struktur hält mich.
Es gibt viele Gebetsaufrufe und die Medien sind voll von Informationen über die Situation der Menschen in Österreich und auf der ganzen Welt.
Beides, das vernetzte Gebet und die Informationen, helfen mir, über den eigenen Tellerrand zu blicken, helfen mir, mich selbst ein Stück aus dem Fokus meiner Gedanken zu nehmen und Platz zu machen für andere.
Ich mache das Allermeiste, wofür ich zuständig bin gerne, manches schiebe ich aber immer wieder, manches bleibt einfach liegen. Jetzt in der „sitzungslosen“ Zeit, kann ich (muss ich) all das „Weggeschobene“ erledigen. Ich bin noch nicht fertig, aber auf einem guten Weg. Das freut mich auch.
Wie wird es werden nach Corona 2020?
Ich weiß es nicht, anders auf jeden Fall:
Vielleicht wächst die Dankbarkeit für das anscheinend so Selbstverständliche, für die (analogen) Beziehungen, für das Leben an sich.
Ich wünsche es mir.
Sr. Teresa Hametner