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Was meinem Leben Sinn und Richtung gibt – #2: Renate Langreiter

Gott lässt auch Dinge zu, die man nicht erwartet – das hat Renate Langreiter nach ihrer Trennung gelernt. Während dieser schwierigen Lebensphase haben ihr die Familie und Freunde Halt gegeben. Jetzt startet die 45jährige voll Energie und Zuversicht beruflich neu durch.

Was beschäftigt dich gerade?

Corona und die Konsequenzen, die sich daraus ergeben: Ich hänge sehr an meinen Freundschaften und meinen Hobbies. Im Chor singen, mit Freundinnen etwas unternehmen … Eigentlich bin ich ein pflichtbewusster Mensch. Andererseits bemerke ich eine Tendenz, die eine oder andere Regel umgehen zu wollen, damit ich zu dem komme, was meiner Seele guttut. Das passt nicht immer zusammen.

Ich gehe derzeit viel allein laufen oder spazieren. Manchmal nehme ich die Natur gut wahr, bin im Moment. Doch dann fällt mir gleich wieder ein, was ich noch alles erledigen sollte. Ich bin eher verkopft und denke mir: Fokussiere dich auf das, was jetzt schön ist. Die Sonne, die Blätter, die sich im Wind biegen …

Das beschäftigt mich gerade sehr: Mein Ziel, bewusster im Hier und Jetzt sein zu können. Und meine berufliche Veränderung…

Was machst du beruflich?

Ich bin ausgebildete Kindergärtnerin und Sozialarbeiterin. Bis jetzt habe ich beim Magistrat Linz gearbeitet. Zuerst am Jugendamt, dann in einem Eltern-Kind-Zentrum, wo ich Babyrunden, Treffs und Veranstaltungen organisiert und Familien und Paare beraten habe. Die Arbeit habe ich gerne gemacht. Vor fünf Jahren hat man mir eine Vollzeit-Stelle versprochen, davon wollte man später nichts mehr wissen. Diese Enttäuschung, aber auch die Gewissheit, dass die Arbeit mit den jungen Müttern und den kleinen Kindern für mich nicht bis zur Pension passt, haben mich dazu bewogen, mich neu zu orientieren. Ich arbeite gerne mit den Händen, finde die Zusammenhänge des menschlichen Körpers spannend. Deshalb habe ich eine Ausbildung zur medizinischen Masseurin gemacht und arbeite schon seit längerem neben meinem Job im Eltern-Kind-Zentrum einige Stunden in einem medizinischen Zentrum für Schmerzpatienten. Nun werde ich dort voll arbeiten und nicht nur für Massagen, Therapien und Assistenz im Operationssaal zuständig sein, sondern auch das Office schaukeln. So bekomme ich einen umfassenden Einblick, kann mich hier weiterentwickeln. Darauf freue ich mich sehr!

Was gefällt dir an dieser Arbeit?

Die Zusammenhänge und das Tüfteln – wo können Beschwerden herkommen und wie kann ich helfen? Besonders schätze ich auch das Arbeitsklima: Es ist so wertschätzend und familiär, wir sind ein Team, können miteinander diskutieren und lachen. Es ist ein gutes Gefühl, dazuzugehören.

Es geht dir also gut …

Zu Silvester 2019 habe ich beschlossen: So, jetzt geht es wieder bergauf. Davor hatte ich

eine sehr schwierige Zeit nach der Trennung von meinem Mann. Dass ich mich scheiden lassen muss, dass meine beiden Söhne geschiedene Eltern haben, hat an meinen Grundfesten gerüttelt und meine Lebensvorstellung komplett verändert. In dieser schwierigen Phase haben mich meine Familie, gute Freunde aufgefangen. Ich war immer schon gern für andere da. In dieser Zeit haben sie mir so viel zurückgegeben, ohne dass ich es erwartet hätte…

Auch mein Glaube hat sich verändert: Ich war immer fest im Glauben und in der Pfarrgemeinschaft verankert. Nach der Trennung habe ich gehadert: Wie kann Gott das zulassen? Ich bin am Sonntag nicht mehr in die Kirche gegangen, dafür sonst (sehr) oft, beim Wandern, im Urlaub… Dort habe ich meine Wut und Enttäuschung ausgelassen, Kampfgespräche mit Gott geführt. Das war meine Form der Aufarbeitung. Mittlerweile habe ich mich ausgesöhnt. Gott lässt auch Dinge zu, die man nicht erwartet. Ich habe meine Basis wiedergefunden. Nicht mehr in der Pfarrgemeinde – zu Gott finde ich jetzt beim Wandern in der Natur. Da kann ich gläubig sein, danken, dass es mir wieder gut geht.

(sam)

 

Fotos (c) privat

„Fokussiere dich auf das, was jetzt schön ist. Die Sonne, die Blätter, die sich im Wind biegen …“

Renate Langreiter

In unserer Serie „Was meinem Leben Sinn und Richtung gibt“ kommen Frauen zu Wort, die sich Gedanken über den größeren Kontext ihres Lebens machen.

Was gibt DEINEM Leben Sinn und Richtung? Was beschäftigt Dich? Schreib uns doch gerne eine Mail oder einen Kommentar dazu!

1 Kommentar

Wir freuen uns über weitere Kommentare.

Katharinaantworten
21. Mai 2020 at 9:52

Ein berührendes Interview! Es zeigt auch, dass es immer wieder im Leben die Chance zu Neuanfang, zu Veränderung und Perspektivenwechsel bietet, und wer das erkennt und so mutig ist dann auch darauf zu reagieren, der kann sich glaube ich glücklich schätzen. Vielleicht hilft so ein Artikel dem einen oder anderen auch, einen neuen Schritt zu setzen.

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