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Haben wir Platz?

Platz für wen? Wofür?  Diese Fragen haben wir uns in letzter Zeit oft gestellt, wir haben sie oft gehört.

Jeder Mensch sucht und braucht seinen Platz im Leben. Wer ihn nicht findet, hat meist kein einfaches Leben zu bewältigen. Ganz besonders denke ich da an die vielen Menschen auf der Flucht, in Kriegsgebieten, die Kinder in Moria, Menschen in Armut und Not. Und ich denke auch an die Menschen, die es schwer haben, in unserer Gesellschaft, in der Kirche und in der Welt ihren Platz zu finden.

Es ist gar nicht so einfach, den richtigen Platz im Leben zu finden. Den Platz, an dem wir uns glücklich, zufrieden und wohl fühlen, wo wir arbeiten, leben, für andere da sein können, unsere Lebensaufgabe erfüllen und unseren Lebensalltag gestalten und bewältigen dürfen. Haben wir ihn gefunden, spüren wir Freude und Hoffnung, Zuversicht und Zukunft.

„Die oder der hat einen besonderen Platz in meinem Herzen“ – eine solche  Erfahrung schenkt innere Kraft und lässt uns auch schwierige Lebensereignisse bestehen und überwinden.

Wir haben für unsere Lieben einen Platz in unserem Herzen. Wir möchten alles tun, damit es ihnen gut geht. Eltern, die einen Platz für ihre Kinder in der Krabbelstube, im Kindergarten oder in der Schule suchen, Unterstützung geben bei einer Lehre oder fürs Studium. Wie erleichtert sind alle, wenn es dann heißt, es wurde ein guter Platz gefunden.

Für jemanden Platz haben, einen Platz bereiten, Platz finden oder einen Platz anbieten, in aller Vielfalt und Verschiedenheit, schenkt Sicherheit, gibt Hoffnung und lässt uns aufleben, aufblühen und stark sein.

Das erlebe ich auch immer wieder bei alten und kranken Menschen. Auch in dieser Lebensphase ist es von großer Bedeutung, einen guten Platz zu finden. Am richtigen Platz finden betagte Menschen Heimat und können so in Würde und Geborgenheit gut leben.

Bei all diesen Themen denke ich ganz besonders an unseren Ordensvater Franz von Assisi und an unsere Gründer Sr. Franziska Wimmer und Sebastian Schwarz. Sie haben sich den Gedanken des „Platz Gebens“ tief ins Herz geschrieben. Sie waren achtsam und aufmerksam, aber auch mutig, denn sie scheuten sich nicht, sich mit ganzem Herzen für Menschen einzusetzen, die es schwer hatten, einen Platz in der Gesellschaft zu finden, die ausgegrenzt, ja unerwünscht waren. Das war ihnen – aus ihrem Glauben und Vertrauen heraus – sehr wichtig, daher konnten Menschen in ihrer Nähe aufleben, einen Platz einnehmen. Diesem Auftrag treu zu sein bemühen wir uns als Ordens­gemeinschaft bis heute.

Mich persönlich berührt und begleitet immer wieder eine Stelle aus dem Evangelium. Jesus sagt: „Ich gehe hin, um einen Platz für euch zu bereiten“ – ER geht und bereitet für uns einen Platz. Ist diese Zusage nicht stärkend und tröstlich?

Bleiben wir offen, tolerant und wach, wenn es gilt, Orte und Räume zu schaffen, damit Menschen zu mehr Leben kommen. Werden wir nicht müde, zu sagen:

„Ja, wir haben Platz!“

 

Sr. Angelika Garstenauer

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