Welche Kompetenzen müssen wir erlernen, um uns in Zukunft gut informieren und eine fundierte Meinung bilden zu können?
Digitale Kompetenz ist mehr, als den Like-Button zu drücken
Revolutionen einem Urknall gleich finden selten statt. Der Wandel schleicht sich in unser Leben ein und nimmt es Schritt für Schritt in Besitz.
Mit der Digitalisierung sind wir Zeitzeug:innen eines Paradigmenwechsels, insbesondere in der Welt der Medien. Die Sozialen Netzwerke, die in der langen Geschichte der Menschheit nicht einmal einen Wimpernschlag ausmachen, dominieren unseren Alltag.
Journalistische Prinzipien werden außer Kraft gesetzt
Drei Milliarden Menschen nutzen Facebook. Sie verbringen im Durchschnitt 20 Stunden pro Monat auf dieser Plattform, von denen es ein Dutzend weitere gibt. Der Kampf um die Zeit und die Aufmerksamkeit der Medienkonsumierenden ist hart geworden.
Wer über einen Account in den Sozialen Medien verfügt, wird zum Herausgeber, zur Herausgeberin. Onlinemedien, deren Eigentümer:innen und Autor:innen vielfach unbekannte Wesen sind, haben die journalistische Bühne betreten. Die Deutungshoheit hat sich verschoben: von Journalist:innen als Verbreiter:innen der Nachricht zu den Produzent:innen selbst. Journalistische Prinzipien des „Check, Re-Check, Double-Check“ werden außer Kraft gesetzt.
Das gilt es im Hinterkopf zu behalten, wenn wir uns von der Informationsflut des Internets treiben lassen. Digitale Kompetenz ist mehr, als über den Bildschirm zu wischen, eine App herunterzuladen und den Like-Button zu drücken. Auf einem medialen Marktplatz, wo sich seriöse Quellen und Fake News gleichwertig präsentieren, ist die hohe Kunst, kritisch zu bleiben und plausibel Klingendes von faktisch Fundiertem zu unterscheiden.
Mag.a Susanne Dickstein, seit 2022 Chefredakteurin der OÖ Nachrichten. Die Digitalisierung und die Förderung des journalistischen Nachwuchses sind ihr besondere Anliegen.