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offen. engagiert - mit Christus an der Seite der Menschen

Sr. Isabel – Elizabeth Kamande

Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium …“ (Mk, 16, 15). Dass sie nach diesem Grundsatz ihr Leben ausrichten will, wusste Sr. Isabel schon früh. Dennoch dauerte es noch einige Zeit, bis Elizabeth Kamande, die aus einem kleinen Dorf in Kenia stammt, bei den Franziskanerinnen von Vöcklabruck landete. Am 7. August 2021 wird sie ihre zeitliche Profess ablegen.

Die römisch-katholische Religion spielte eine wichtige Rolle im Leben der Familie Kamande – den Eltern und fünf Kindern. Der Vater war in seiner Jugend Ministrant und hatte auch einmal den Wunsch, Priester zu werden. Der Besuch der Sonntagsschule und der Gottesdienste war für Elizabeth Kamande von klein auf wichtig. Schon als junges Mädchen besuchte sie in den Schulferien Seminare, in denen es um Mission und Berufung ging – „Dort habe ich gelernt, dass diese keine Grenzen haben. Dass sie eine Herzenssache sind und überall auf der Welt gelebt werden können.“ Die erste Begegnung mit einer geistlichen Schwester in ihrem Dorf habe die Sehnsucht größer werden lassen. „Jeder wollte mit ihr reden, wir hatten großen Respekt“, erzählt sie. „Die Tracht, der Schleier … ich dachte: So ein Leben ist gut.“

So habe sie aktiv nach einer Ordensgemeinschaft gesucht, die zu ihr passt. Dass dies eine franziskanische Gemeinschaft sein soll, war ihr bald klar gewesen. „Das Leben in meinem Dorf ist bescheiden, die Leute kommen mit sehr wenig aus. Aus meiner Erfahrung der Armut heraus wollte ich mein Leben wie der heilige Franziskus den Armen widmen“, erzählt sie.

„Beziehungen sind mir wichtig“

Eine befreundete Ordensschwester brachte Elizabeth in Kontakt mit einem franziskanischen kontemplativen Orden. Ihr Leben dort hätte hinter den Klostermauern stattgefunden, ein Besuch der Familie wäre nicht mehr möglich gewesen – das habe sie davon abgehalten, dieser Gemeinschaft beizutreten: „Beziehungen sind mir wichtig: Zu meiner Familie, zu den Menschen. Und jetzt zu Jesus und Gott“, sagt Sr. Isabel. Aus hunderten von Angeboten von franziskanischen Orden im deutschsprachigen Raum, die sie mit Hilfe ihrer Deutschlehrerin am Goethe-Institut in Nairobi auf einer Website fand, hat sie sich schließlich für die Franziskanerinnen von Vöcklabruck entschieden und dort das Angebot „Mitleben auf Zeit“ wahrgenommen. Bis es so weit war, musste sie geduldig sein, denn ein erster Versuch 2013 scheiterte am Visum. Im Herbst 2016 lernte Elizabeth Kamande die Franziskanerinnen von Vöcklabruck schließlich kennen. „Mit Christus an der Seite der Menschen – das Charisma der Franziskanerinnen von Vöcklabruck hat mich sehr angesprochen. Ich wollte am liebsten gleich dableiben, doch die Schwestern wollten, dass sie und ich uns das gut überlegen. Ich war die erste Afrikanerin in der Gemeinschaft in Vöcklabruck“, erzählt sie.

Gut aufgenommen

Am 12.  April 2017 war es schließlich so weit: Sr. Isabel kam fix nach Vöcklabruck. „Anfangs hatte ich gemischte Gefühle: Einerseits war ich froh, eine Gemeinschaft gefunden zu haben, andererseits war da die Unsicherheit: Wie werde ich aufgenommen? Werde ich die Sprache erlernen? Wird mein Körper den Klimawechsel aushalten? Ich hatte auch großes Heimweh“, erzählt Sr. Isabel. „aber die Gemeinschaft hat mich immer gut begleitet, ich habe die Zuwendung der Schwestern gespürt. Es tat so gut, immer wieder zu hören: ‚Schön, dass du da bist.‘“ Manchmal bringe sie auch ein Stück Kenia in den Gottesdienst ein: Da gehe ich mit meinem Korb am Kopf nach vorne und singe, und alle warten darauf, dass der Korb runterfällt, was natürlich nicht passiert“, lacht sie.

Im Ausbildungshaus in Timelkam baut Sr. Isabel neben zahlreichen heimischen Sorten auch kenianisches Gemüse an. Sie weiß aber auch die österreichische Küche, wie zum Beispiel ein Wiener Schnitzel oder ein Grieskoch zu schätzen. Und sie liebt den Schnee: „Es fühlt sich großartig an, darüberzugehen. Von zuhause kenne ich Eis nur aus dem Eisfach“, lacht sie.

Wie alle Franziskanerinnen von Vöcklabruck wird auch Sr. Isabel neben der theologischen Ausbildung einen Beruf erlernen: Schon vor der Pandemie hat sie zwei Monate in einem Kindergarten gearbeitet – ein Praktikum in der Kinderstation im Krankenhaus Braunau konnte Corona bedingt leider nicht stattfinden. Nun möchte sie eine Ausbildung zur Kindergartenhelferin machen.

Nach gut vier Jahren wird die 32jährige am 7. August 2021 ihre zeitliche Profess ablegen. „Damit gelobe ich, in der Ordensgemeinschaft nach den Evangelischen Räten und unter der Leitung der Generaloberin die Ordensregeln der Franziskanerinnen von Vöcklabruck zu leben. Ich werde meine Zugehörigkeit zur Gemeinschaft offiziell bekennen und die Gemeinschaft nimmt mich offiziell auf “, sagt sie. Nach der Ausbildung im Postulat und Noviziat während der vergangenen Jahre folgt im Juni noch eine intensive Vorbereitungszeit.

Die Familie aus Kenia wird die Professfeier via Streaming mitverfolgen. Danach wird Sr. Isabel sie in Kenia besuchen.

 

 

Sr. Isabel Kamande

Fotos: privat