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Was meinem Leben Sinn und Richtung gibt – #7: Sr. Katharina Franz

Nicht die materiellen Dinge sind für Sr. Katharina Franz sinnstiftend, sondern soziales Engagement und der Austausch mit anderen Menschen und Kulturen. Die 50jährige diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin (DGKP) ist auch Migrationsmanagerin und arbeitet als Seelsorgerin im Krankenhaus Braunau.

Was beschäftigt Sie gerade?

Ich habe gerade so ein Gefühl von Freiheit: Das Studienjahr ist abgeschlossen, die letzte Prüfung geschafft. Ich habe 2017 eine klinische Seelsorgeausbildung – KAS – absolviert und mache jetzt die Aufstockung an der Theologischen Fakultät. Die brauche ich als Krankenhausseelsorgerin. Das Studium neben dem Beruf ist anstrengend, aber die theologische Auseinandersetzung bereichert meinen Glauben.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag als Krankenhausseelsorgerin aus?

Im Seelsorge-Team teilen wir uns die Stationen schwerpunktmäßig auf. Wir führen Gespräche mit den Patientinnen und Patienten. Manche möchten auch unter der Woche die heilige Kommunion empfangen. Wenn jemand im Krankenhaus stirbt, gestalten wir für die Hinterbliebenen eine individuelle Verabschiedungsfeier.

Sie sind auch Migrationsmanagerin – wie kam es dazu?

Ich hatte immer schon großes Interesse an anderen Kulturen, an Menschen aus anderen Ländern. Auf die Ausbildung hat mich Sr. Kunigunde, die damalige Generaloberin, gebracht, und so habe ich Migrationsmanagement in Salzburg studiert. Als Abschlussarbeit habe ich gemeinsam mit einer Kollegin einen Film zum Thema „Muttersprachliche Betreuung von nicht-deutschsprechenden Patientinnen mit Migrationshintergrund im Krankenhaus“ gedreht, für den wir beim Inn Kurzfilm-Festival den 3. Preis in der Kategorie Dokumentarfilm erhalten haben. Es war sicher ein Anstoß, im Krankenhaus Braunau den Videodolmetsch-Dienst einzuführen. In Braunau leben 84 verschiedene Nationalitäten …

Sie haben sich auch 2015 engagiert, als so viele Flüchtlinge nach Europa kamen…

Damals habe ich im Flüchtlingszelt in der Ambulanz mitgearbeitet. Für mich war das eine der schönsten Erfahrungen. Auch, dass sich die Gemeinschaft damals so engagiert hat, so tatkräftig mitgeholfen hat. Das ist franziskanisch! Gemeinsam können wir viel mehr bewirken als jede für sich!
Ein anderes Herzensprojekt ist die Serbisch-Orthodoxe Kirche in Braunau. Da war ich an der Entstehung mitbeteiligt. Die Gemeinschaft zählt in etwa 1.500 Mitglieder und hatte kein Gotteshaus. Da habe ich mit dem serbisch-orthodoxen Bischof Kontakt aufgenommen. Mittlerweile hat die Gemeinschaft eine leerstehende Kapuzinerkirche gekauft. Mit Bischof Andrej bin ich jetzt schon sechs Jahre befreundet.

Wie waren Ihre Berührungspunkte zur Kirche, zum Ordensleben?

Religiosität spielt in meiner Familie eine große Rolle: Meine Mutter ist evangelisch, mein Vater katholisch, und wir haben immer gemeinsam die katholischen Gottesdienste besucht. Zum Ordensleben habe ich mich schon sehr früh hingezogen gefühlt: Ich habe als Jugendliche bei den Don Bosco Schwestern Silvester mitgefeiert und bei den Barmherzigen Schwestern im Behindertenheim mitgearbeitet. Als Hauptschülerin hat mich Mutter Teresa fasziniert. Als Jugendliche habe ich dann auch bei den Mutter-Teresa-Schwestern in Wien mitgearbeitet… Und bei der Maturareise auf Zypern lernte ich durch Zufall die Direktorin einer Klosterschule kennen und war dann öfter in der Klosterschule als am Strand!

Mein Pflichtpraktikum, das ich als Schülerin einer HBLA absolvieren musste, habe ich nicht in einem Restaurant, sondern im Alten- und Pflegeheim Maria Schmolln absolviert. Ich habe dort, neben der Tätigkeit in der Küche, auch in die Pflege hineingeschnuppert. So kam ich zum Entschluss, nach der Matura die Ausbildung zur DKGS am Krankenhaus Braunau zu machen, und habe dort den Orden näher kennengelernt.

Wie kam es dann schließlich zum Eintritt in die Gemeinschaft der Franziskanerinnen von Vöcklabruck?

Im Krankenhaus Braunau hatte ich mehr Bindung zum Orden in Vöcklabruck. Ich habe dann einmal die Ostertage im Mutterhaus verbracht – das entsprach damals ein bisschen dem heutigen Angebot des Mitlebens auf Zeit. Mit 25 dachte ich: Jetzt oder nie – ich muss mich entscheiden, ob ich meiner Berufung zum Ordensleben folge oder nicht. So war ich bei Sr. Kunigunde und wir haben meinen Eintrittstermin für zwei Monate später vereinbart … Vor meinem Eintritt gab es mit der Familie noch ein Festessen. Dann bin ich aufgebrochen.

Hatten Sie keine Zweifel?

Manchmal war ich in dieser Zeit unsicher, zweifelte daran, ob es wirklich Berufung ist … ich habe alle Möglichkeiten durchgespielt, auch die, einen Partner zu haben, eine Familie zu gründen. Das war mir wichtig: Der Orden sollte keine Flucht sein, sondern eine bewusste Entscheidung! Aber bei allen Zweifeln, die im Laufe meines Ordenslebens auch auftraten, war und ist Gott immer mein tragender Grund.

Studium, Beruf, soziales Engagement und Engagement in der Ordensgemeinschaft – was tun Sie, um sich zu entspannen?

Musizieren – da muss man sich ganz auf die Musik konzentrieren, kann an nichts anderes denken. Ich spiele Flöte und lerne gerade Orgel. Außerdem habe ich lange gemalt … derzeit habe ich aber wenig Zeit und Lust dazu. Und wenn ich Urlaub habe, genieße ich die Stille und die Natur im Wald in meinem Heimatort Schneegattern. Die Schöpfung ist für mich auch ein wichtiger Ort der Gottesbegegnung.

(sam)

Portraitfotos: (c) Fischbacher

Sr. Katharina mit Bischof Andrej (c) privat

Raumfüllend: Der Bahnhof und drei Sonnenblumen-Bilder von Sr. Katharina Franz schmücken das Krankenhaus Braunau. (c) Sr. Katharina

„Der Orden sollte keine Flucht sein, sondern eine bewusste Entscheidung.“

Sr. Katharina Franz

In unserer Serie „Was meinem Leben Sinn und Richtung gibt“ kommen Frauen zu Wort, die sich Gedanken über den größeren Kontext ihres Lebens machen.

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