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Was meinem Leben Sinn und Richtung gibt – #3: Sr. Herma

Sr. Herma Schaumberger lebt in Rainbach im Mühlviertel. Sie arbeitet im Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth ehrenamtlich in der Altenheim-Seelsorge. Sr. Herma sorgt sich um den Garten und ist ein ziemlicher Handarbeits-Freak. 2002 bis 2014 lebte sie in Kasachstan, vorher hat sie als Lehrerin für Handarbeit und Hauswirtschaft gearbeitet.

Was beschäftigt Sie gerade?

Da ich im Altenheim lebe und ich derzeit meine Aufgaben wie Seelsorge und Besuchsdienst auf Grund von Corona nicht in der gewünschten Weise ausführen kann, fühle ich mich eingeschränkt in meinem Aufgabenbereich und Tagesrhythmus. Ich sehne den Tag herbei, wo ich wieder ungehindert durch herzliche Begegnungen den Menschen hier Freude bereiten kann. Sie leiden darunter, dass ich jetzt nicht für sie da sein kann und das belastet mich sehr, denn ich weiß, wie sehr mich diese Menschen brauchen würden. Jede freundliche Berührung muss aus Sicherheitsgründen unterbleiben. Es ist eine traurige Situation für alle, natürlich auch für die Angehörigen. Zum Glück darf ich die Bewohner jetzt zumindest ab und an draußen im Garten begleiten, aber ich hoffe wirklich sehr, dass diese Situation bald besser wird. Mir gehen die Begegnungen mit den Menschen richtig ab.

Rückblickend auf 80 Lebensjahre – was ist im Leben wirklich wichtig?

Das ist meine Berufung zum Ordensleben, die sich von Apostel Paulus ableitet, der meinte: „Die Liebe Christi drängt uns“ (Anm. 2 Kor 5,14). Eine Predigt, die ich als junges Mädchen anlässlich eines Gottesdienstes hörte, inspirierte mich derart und der Gedanke, mein Leben in den Dienst Gottes zu stellen, ließ mich nicht mehr los. Berufung bedeutet für mich, die Liebe Christi anzunehmen, wahrzunehmen und sich von ihr erfüllen zu lassen. Mit allem was mich beschäftigt, mit all meinen Gedanken, Gefühlen, Erfahrungen und Wünschen. Ich wusste freilich nicht, ob es funktionieren würde, aber ich wollte mein Leben anderen, die Gott nicht so erleben, widmen. Diese Entscheidung habe ich in jungen Jahren getroffen und sie ist für mich bis heute gültig: Alles vermag ich in dem, der mich stärkt. Ich kann alles annehmen, weil Gott es will. Die Entscheidung als Ordensfrau zu leben und mein Weg mit Gott, bedeutet eine lebenslange Treue. Sie geleitet mich durch das Leben, mit Überraschungen, Impulsen und Unbekanntem. Ich war immer bereit, Neues kennenzulernen. Auch wenn der Abschied manchmal schwerfiel, so war mein Blick immer nach vorne gerichtet.

Was bedeutet es für Sie, in einem Orden zu leben?

Der Orden ist für mich Heimat und Familie. Ich schätze es, mit Menschen gleicher Orientierung zusammen zu leben. Das gemeinschaftliche Gebet ist für mich sehr wichtig. Wir beten dreimal am Tag zusammen und ich möchte es unter keinen Umständen missen. Freilich menschelt es auch bei uns, denn wie in der Familie kann man sich die Menschen mit denen man zusammenlebt nicht aussuchen. Mit manchen versteht man sich besser als mit anderen. Dennoch,  die Mitschwestern sind genauso berufen wie ich, und nur das zählt.

Welche Erlebnisse in Kasachstan haben Sie am meisten geprägt?

Mit der Pensionierung kam die Sehnsucht noch etwas Sinnvolles zu tun und ich meldete mich für den Einsatz nach Kasachstan. Die Entscheidung dazu war eine spontane Berufung. Zwei Schwestern hatten sich vor Ort ein Bild gemacht, die Aufgaben waren aufgeteilt und sie hatten sich bereits entschieden. Ich dachte mir, dass sich ja auch jemand um den Haushalt kümmern müsste. Wie wäre es also mit mir? Meine Entscheidung fiel ziemlich rasch, die Zusage folgte etwas später, aber so kam es, dass ich für viele überraschend nach Kasachstan ging und ein neuer Lebensabschnitt begann. Vorerst war der Aufenthalt auf drei Jahre ausgerichtet, schließlich wurden zwölf daraus. Am meisten prägte mich das einfache Leben, das ich sehr schätze. Ich finde, dass sich so der größte Gestaltungsspielraum auftut. Wir mussten alles selber in die Hand nehmen und immer Lösungen finden.

Was bedeutet es, für andere da zu sein?

Vor meiner Rückkehr nach Österreich, habe ich erklärt, ich gehe dorthin, wo ich gebraucht werde. Nach einigen Zwischenstationen kam ich schließlich nach Rainbach. Hier habe ich in der Zuwendung zu den Bewohnern des Alten- und Pflegeheims eine sinnvolle Aufgabe gefunden. Ich brauche den Kontakt zu den Menschen. Die Begegnung ist so wichtig, niemand will alleine sein. Die Menschen hier im Heim sind so dankbar. Eine Bewohnerin meinte unlängst, ihr Dasein genügt.

Wie würden Sie Ihre Beziehung zu Gott beschreiben?

Sie ist für mich ein Quell der Zuversicht, der mich an Dinge offen hergehen lässt. Es ist schön, sich von der Liebe Christi drängen zu lassen: Initiativen zu ergreifen und konkret werden lassen, egal wie verrückt, schwierig oder zeitaufwändig das vielleicht auch scheinen mag. Im Vertrauen auf Gott ist vieles möglich. Mit Dankbarkeit und Zufriedenheit schaue ich auf mein Leben zurück und bin offen für den restlichen Weg – mit dem Segen Gottes.

(wie)

 

„Es ist schön, sich von der Liebe Christi drängen zu lassen: Initiativen zu ergreifen und konkret werden lassen, egal wie verrückt, schwierig oder zeitaufwändig das vielleicht auch scheinen mag. „

Sr. Herma

In unserer Serie „Was meinem Leben Sinn und Richtung gibt“ kommen Frauen zu Wort, die sich Gedanken über den größeren Kontext ihres Lebens machen.

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