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Was meinem Leben Sinn und Richtung gibt – #5: Sr. Franziska Buttinger

Mit Gottvertrauen und dem Anspruch, sich dort zur Verfügung zu stellen, wo sie gebraucht wird, hat die Geschäftsführerin und stellvertretende Verwaltungsdirektorin des Klinikums Wels-Grieskirchen, Sr. Franziska Buttinger, schon vieles geschafft. Egal was – wichtig ist ihr, es mit ganzem Herz­­­en zu tun.

Was beschäftigt Sie gerade?

Die Corona-Krise beschäftigt mich beruflich ganz massiv: Die notwendigen Änderungen, die Vorschriften, die im Klinikum zu beachten sind und die gesamte Organisation betreffen. Hier ist viel Abstimmung notwendig, nicht nur, was die Patientenversorgung direkt betrifft, sondern auch an vielen Nebenschauplätzen: beim Essensablauf, der Desinfektion, der Reinigung …  Ich kenne den Krankenhausbetrieb aus vielen Perspektiven: Angefangen habe ich als Küchenhilfe im Krankenhaus Braunau. Dann folgte eine Ausbildung zur Diplomkrankenpflegerin, bald darauf wurde ich Lehrerin an der Krankenpflegeschule, dann Direktorin. Später habe ich Ausbildungen zur Krankenhaus-Betriebswirtin und Krankenhaus-Managerin absolviert.

Sie sind seit 2005 in der Geschäftsführung des Klinikums, 2008 erfolgte die Fusion der beiden Häuser in Wels und Grieskirchen, seitdem sind Sie Geschäftsführerin und stellvertretende Verwaltungsdirektorin, Hausoberin am Standort Grieskirchen, Konventverantwortliche …

… ich habe nie einen Leitungsposten angestrebt. Alles was ich mache, ist mir zugefallen. Ich wusste nicht immer, ob ich mir das zutrauen soll, was man von mir wollte. Dann dachte ich mir: Wenn die anderen es mir zutrauen, probiere ich es halt. Bis jetzt ist sich alles halbwegs ausgegangen (lächelt).
Manchmal ist es schwierig: Eine Kündigung zum Beispiel … das setzt mir schon zu. Da bin ich dann immer froh, in einer Gemeinschaft zu leben, die mich auffängt. Ich bin ein absoluter Gemeinschaftsmensch. Wobei mir hier auch der Austausch über die Religion und den Glauben wertvoll ist – nicht nur die Wohngemeinschaft! Auch der Dialog mit Gott ist mir sehr wichtig – besonders in Zeiten, wo ich beruflich sehr gefordert bin. Die täglichen Gebetszeiten, die gemeinsamen Bibelgespräche, einmal im Monat ein Besinnungstag, einmal im Jahr Exerzitien … ich schätze und brauche diese geregelten Zeiten.

Warum sind Sie Ordensfrau geworden?

Ich war 29 Jahre alt, hatte schon sechs Jahre lang eine eigene schöne Wohnung, war Lehrerin an der Krankenpflegeschule in Braunau. Klosterschwester zu werden war bis dahin nie ein Thema für mich. Ich komme aus einer Familie, in der Religion und Kirche eine eher untergeordnete Rolle spielten. Ich habe mir viele Gedanken gemacht über meinen Platz im Leben. Dann habe ich eine massive Erfahrung gemacht: Eines Sonntags in der Kirche hieß es im Evangelium: „Verkaufe alles, was du hast, gib dein Geld den Armen und folge mir nach!“ Da hat es mich richtig gerissen – ich habe mich so angesprochen gefühlt! Solche Erlebnisse hatte ich dann eine Woche lang. Ich konnte nicht schlafen, dachte, so kann das nicht weitergehen. So habe ich das Gespräch gesucht mit jemandem, der der Kirche sehr kritisch gegenübersteht. Er riet mir, ein Jahr zu warten, mit niemandem darüber zu sprechen, mich aber mit dem Thema zu beschäftigen. Das habe ich gemacht. Das Thema blieb. Ein Jahr später habe ich mich einer Schwester anvertraut. Die hat nur gelächelt und gesagt: ‚Das dachte ich mir schon lange!‘ Woraufhin ich einen Termin mit der damaligen Generaloberin vereinbarte.

Hatten Sie je Zweifel an der Entscheidung?

Bevor ich dem Orden beigetreten bin, ja. Meine Eltern, meine Freunde, fielen ja aus allen Wolken, als ich ihnen von meinem Plan erzählte. Ich wollte absolut nicht irgendwann zurückkommen und sagen: Ich habe mich getäuscht. Seit meinem Gelübde ist für mich aber klar: Das passt und ich möchte nicht tauschen. Ich zweifelte nie daran, dass es Berufung war. Es gibt schon schwierige Zeiten … manchmal denke ich: So, lieber Gott, jetzt reicht’s mir eigentlich. Aber Du wirst mir schon helfen! Ich habe großes Gottvertrauen.

Sie sind 65 Jahre alt – ist die Pension ein Thema für Sie?

Derzeit nicht. Solange ich es gesundheitlich und geistig schaffe, darf’s gern länger sein! Dass ich dazu fit genug bin, ist natürlich Voraussetzung – meine Vorgesetzten sind darüber informiert, sollte ich das einmal selbst nicht mehr einschätzen können. Aber mir taugt’s! Ich arbeite sehr gern – egal was! Ich bin sicher, dass sich im Alter noch eine Aufgabe für mich findet, ich habe so viele Interessen … die Hauswirtschaft zum Beispiel. Ich hätte kein Problem damit, zu kochen, oder einen Berg Wäsche wegzubügeln. Ich habe mich dem Orden zur Verfügung gestellt und sehe es als meine Pflicht und Aufgabe, mich dort mit Herz und Begeisterung einzusetzen, wo ich gebraucht werde. Ich kann mich überall hineintigern!

 

(sam)

 

„Ich sehe es als meine Pflicht und Aufgabe, mich dort mit Herz und Begeisterung einzusetzen, wo ich gebraucht werde. Ich kann mich überall hineintigern!“

Sr. Franziska Buttinger

In unserer Serie „Was meinem Leben Sinn und Richtung gibt“ kommen Frauen zu Wort, die sich Gedanken über den größeren Kontext ihres Lebens machen.

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